Dienstag, 9. August 2016

Rezension - Zwar tiefsinnig, aber trotzdem enttäuschend: "Mein total spontanes Makeover und was dann geschah" von Holly Bourne



Autor: Holly Bourne

Verlag: dtv

Übersetzer: Nina Frey

Erschienen am: 22.04.2016

Seiten: 480

Format: Taschenbuch

Preis: 14,95€










Die 17-jährige Bree hat die Nase voll von ihrem Leben - zumindest so wie es im Moment ist. Also startet sie einen Selbstversuch, um endlich mehr Liebe, mehr Spannung, mehr Freunde, mehr von allem zu haben.

Dafür stellt sie fünf Regeln auf:
• Attraktiv sein.
• Mit anderen attraktiven Leuten befreundet sein.
• Mit attraktiven Leuten ins Bett gehen.
• Sich in jemand Verbotenen verlieben.
• Ein absolutes Gefühlswirrwar durchmachen und einen Totalzusammenbruch erleiden.

Wenn sie diese einfachen Regeln befolgt, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen...Oder?




Das Cover hat mich nicht wirklich überzeugt. Um ehrlich zu seine finde ich es langweilig und unspektakulär. Vielleicht trifft es die Grundidee des Makeovers und des Umstylings indem es ein Kleid abbildet, aber man hätte da doch viel mehr rausholen können.
Ich habe das Buch gekauft, weil es auf manchen Internetseiten ziemlich gehyped wurde und teilweise sogar als "das Jugendbuch des Jahres" bezeichnet wurde. Hätte ich noch nix davon gehört gehabt und es nur im Regal hätte stehen sehen, hätte ich es wohl nicht gekauft.



Wie bereits gesagt habe ich viele Artikel und Rezensionen gelesen, in denen "Mein total spontanes Makeover und was danach geschah" ziemlich hochgelobt wurde und als "bestes Jugendbuch des Jahres" bezeichnet wurde. Verständlicherweise hatte ich also recht hohe Erwartungen an den Roman.

Als erstes muss ich aber sagen, dass ich den Schreibstil von Holly Bourne wirklich liebe! Man hat sofort abgekauft, dass es in diesem Buch um eine Teenagerin geht, denn sie erzählt Brees Geschichte in einer lockeren und flüssigen Art und Weise, sodass man der Handlung wirklich leicht folgen kann. Was das angeht, würde ich sofort wieder zu einem Buch von ihr greifen.

Was den Rest allerdings angeht, muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht wirklich weiß was ich von dem Roman halten soll.
Mir ist es selten passiert, dass ich den Hauptcharakter eines Buches nicht ausstehen kann, aber hier war ich teilweise so genervt von Bree, dass ich wirklich das Buch aus der Hand legen musste um mich erst einmal zu beruhigen. Ich hab es eigentlich nur zu Ende gelesen um herauszufinden ob Bree vielleicht doch nochmal die Kurve kriegt und am Ende alles wieder in Ordnung bekommt.
Ich bin mir nicht sicher woran es lag, dass ich sie nicht leiden konnte. Wahrscheinlich spielte ihr immenses Unverständnis von Freundschaft und ihre Unlogik eine ziemlich große Rolle. Die Tatsache, dass sie ihr Leben nach dem Motto "Ich werde dir wehtun und mit deinem Freund schlafen und mich selbst dafür hassen, aber ich muss es tun, denn ich will unbedingt einen Roman schreiben und dafür benutze ich sämtliche Leute in meinem Umfeld" hat mich dermaßen aufgeregt und ich konnte mich einfach nicht mit ihr identifizieren.
Außerdem war Bree viel zu paradox um realitätsgetreu rüberzukommen. Sie hält sich für ein Genie und für eine großartige Schreiberin, sie denkt sie ist hübsch und denkt jeder würde sie plötzlich lieben. Sie ist total egoistisch und weit davon entfernt ein netter Mensch zu sein. Über niemanden der anderen Charaktere sagt sie etwas Nettes oder ist freundlich zu ihm. Nicht einmal zu ihrem besten Freund, den sie auch ausnutzt um "interessant" zu sein.
Denn auf der anderen Seite hält Bree sich für einen totalen Loser, hat psychische Probleme und hat ein krankhaftes Bedürfnis danach auf der Welt irgendeine Spur zu hinterlassen. 

Positiv finde ich aber, dass das Buch wirklich versucht eine wichtige Message rüberzubringen. Es enthält echte Probleme von Teenagern, denen wohl jeder einmal ausgesetzt war: die erste problematische Liebe (auch wenn ich nicht weiß, was ich von ihrer "Liebe" zu ihrem Englischlehrer halten soll), Selbstverletzung und Mobbing um nur ein paar zu nennen.
Jedoch finde ich, dass es nicht wirklich gelungen ist, diese richtig rüberzubringen...Insgesamt erinnert mich das Buch nämlich eher an eine Parodie aller klischeehaften Teenie-Filme. Parallelen zu "Mean Girls" und anderen Filmen lassen sich eigentlich kaum übersehen. Mädchen legt Wimperntusche und Lipgloss auf, geht zum Frisör und trägt Designer-Klamotten und ganz plötzlich wird sie in die Beliebtenclique aufgenommen, die sie vorher verachtet und gemobbt hatten. Ernsthaft? Für wirklich glaubwürdig halte ich dies nicht.

Über die Nebencharaktere will ich gar nicht zu viele Worte verlieren. Den Englischlehrer halte ich für extrem unsympathisch und mochte auch die ganze "Lovestory" (sofern man es überhaupt so nennen kann) kein bisschen. Die sonstigen Personen erfüllen eigentlich alle das Klischee einer amerikanischen Highschool (obwohl die Geschichte ja in England spielt). Eine "perfekte" Mädchenclique, der beliebteste Typ der Schule in den alle verknallt sind und der zufällig auch Kapitän der Hockey (war es Hockey? Ich hab es schon wieder vergessen)-Mannschaft ist und alle anderen Schüler gehören zum einfachen Volk.

Was ich wirklich mochte, waren die Blog-Einträge! Cooles Format und eine gute Idee um Brees Gedanken zu folgen. 

Versteht mich nicht falsch. Das Buch enthält eine wichtige Nachricht, die ich auch ernstnehme. Ich fand es nur nicht gut umgesetzt.

Hier noch 2 Zitate, die vielleicht erklären, warum ich Bree schon ab dem ersten Kapitel unsympathisch fand:

"Wenn ich wollte könnte ich hübsch sein...(...)Und was die hübschen Mädchen in der Schule anging-deren große Zeit würde bald abgelaufen sein. Die hatten den Höhepunkt ihres persönlichen Glückslevels viel zu früh erreicht. Was eben der Grund war, weshalb Bree hässlich blieb: um ihren Glücksgipfel auf ein nützlicheres Alter zu verschieben. Ein weiterer Beweis dafür, dass Bree sehr viel schlauer war als die meisten anderen."

"Doch Bree liebte Holdo (rein freundschaftlich natürlich). Er war der Einzige in ihrem Umfeld, der ihren Grad an Intellektualität teilte (...)"

Das Buch ist...okay. Es ist gut geschrieben und die Idee, die dort hintersteckt, ist eigentlich klasse. Mir gefallen jedoch die Charaktere einfach nicht und so hatte das Buch sofort bei mir verloren.
Insgesamt vermittelt es doch irgendwie die Message und hat eine gewisse Wirkung auf den Leser, jedoch hätte man dies auch viel differenzierter und erfolgreicher erreichen können.
Ist eine Lektüre für Zwischendurch, aber definitiv kein Must-Have.





  



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